Schwarz-Weiß-Fotografie Bohoeffers in seinen Dreißigern mit Hand am Hinterkopf. Er trägt Brille und Anzug mit Krawatte.

Dietrich Bonhoeffer

Worte statt Waffen

Leben, Wirken und Werke des christlichen Märtyrers

Der Humanist, Pfarrer und Theologe Dietrich Bonhoeffer gehört zu den großen Persönlichkeiten der Kirchengeschichte, der mit seinem Wirken und seinen Werken in der Zeit des NS-Regimes bis heute bewegt.

Weltweit bekannt wurde er durch den theologischen Klassiker »Widerstand und Ergebung«, der die Theologie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts formte. Dieses letzte Buch aus Bonhoeffers Feder wurde durch eine Sammlung von Briefen aus dem Kreise der Familie während seiner Inhaftierung ergänzt und zeigt, wie sich seine letzte Theologie durch Dialoge mit Freunden und Familie herausbildete.

Die zeitlosen Worte

Für die Schwachen stand er ein, gab ihnen eine neue Perspektive. Als Zeichen des Widerstands sah Dietrich Bonhoeffer sich Hitler und seiner Gefolgschaft gegenüber, sie schürten mit brachialer Gewalt Angst.

Bonhoeffer schenkte den Menschen in dieser schweren Zeit neuen Mut und forderte zum Widerstand auf – ganz ohne Waffen, nur mit der Macht seiner Worte. Er wurde für seine Überzeugungen mit dem Tode bestraft, hielt jedoch bis zum letzten Moment an ihnen fest. So heißt es in seinem Buch »Widerstand und Ergebung«:

Herr Jesus Christus,

du warst arm und elend, gefangen und verlassen wie ich. Du kennst alle Not der Menschen, du bleibst bei mir, wenn kein Mensch mir beisteht, du vergisst mich nicht und suchst mich, du willst, dass ich dich erkenne und mich zu dir kehre.

Der Weg zum Theologen

Wie wurde er zu dem beeindruckenden Mann, der sich mit seinem Glauben und seinen Überzeugungen für die einsetzte, die es am meisten brauchten?

Als das sechste von acht Kindern wurde Dietrich Bonhoeffer am 4. Februar 1906 in Breslau geboren. Prägend für Bonhoeffers Werdegang als Theologe und Pfarrer war seine Mutter Paula Bonhoeffer, die, selbst aus einer Theologen-Familie stammend, den jungen Dietrich Bonhoeffer auf eine rücksichtsvolle und einfühlsame Art erzog. Eigenschaften, die Bonhoeffer nachhaltig beeinflussen und auf seinem Lebensweg begleiteten sollten.

Auch die Jahre seines Theologiestudiums, die er neben Tübingen und Berlin auch im Ausland verbrachte, waren essentiell für Bonhoeffers Einstellung. Er schloss nicht nur viele Freundschaften, sondern sammelte zudem wichtige Erfahrungen in der Kirchengemeinde Harlems. Hier begann er seinen Glauben vollends zu leben, was sich auch auf die Art und Weise seines bis dahin streng akademischen Schreibens auswirkte.

Zusätzlich beschäftigte er sich intensiv mit den Themen Frieden und Rassismus, die ihn in den kommenden Jahren nicht mehr losließen. So schrieb Dietrich Bonhoeffer in sein Tagebuch:

Meine Theologie beginnt humanistisch zu werden; was soll das?

Die Heimat verändert sich

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland übernahm er die Tätigkeit als Privatdozent an der Universität Berlin. Auf einer Vorlesung basierend, entstand 1934 so das Werk »Schöpfung und Fall«. Als Jugendsekretär des »Weltbundes für Freundschaftsarbeit der Kirchen« widmete er sich zunehmend der ökumenischen Arbeit. Doch sollte Dietrich Bonhoeffer nicht mehr lange in der Lage sein, seine Theorien und Gedanken unter die Studentenschaft zu bringen.

Mit der Machtergreifung Hitlers veränderte sich der Weg des jungen Dietrich Bonhoeffer drastisch. Ohne zu zögern, schloss er sich der kirchlichen Opposition an und setzte sich selbst somit auf die schwarze Liste der Nationalsozialisten. Trotz aller Hindernisse ließ er sich nicht entmutigen und versuchte immer wieder durch sein Handeln innerhalb der Kirche Erfolge im Widerstand gegen die nationalsozialistische Politik zu erzielen.

Der Ton wird schärfer

Wie eindrucksvoll Bonhoeffer die Worte einsetze, hat er nicht nur in den Jahren seiner Dozentenschaft gezeigt. So steckte der 28-jährige Theologe und Friedenskämpfer sein Können in die noch heute bekannte Friedensrede, die er auf der ökumenischen Konferenz in Dänemark 1934 hielt und eine Vielzahl von Vertretern der Bekennenden Kirche erreichte. Zeitlose Worte, die die Herzen stärken sollten:

Wir wollen reden zu dieser Welt, kein halbes, sondern ein ganzes Wort, ein mutiges Wort, ein christliches Wort. Wir wollen beten, dass uns dieses Wort gegeben werde – heute noch – wer weiß, ob wir uns im nächsten Jahr noch wiederfinden?

In den Augen der Nationalsozialisten stellte die stetige Kritik Dietrich Bonhoeffers gegenüber der Politik Hitlers eine Gefahr da, was 1938 in der Entziehung der Lehrerlaubnis, später gar im Rede- und Schreibverbot mündete.

Der politische Widerstand und die Gefangenschaft

Auf Schritt und Tritt verfolgt, wagte er es dennoch, sich dem Widerstand anzuschließen, was dem Theologen zum Verhängnis wurde. Als die SS belastende Akten über Bonhoeffer fand, erfolgte die Festnahme schnell. Doch hielt ihn die Gefangenschaft nicht vom Schreiben ab. Aus dem Briefwechsel mit Freunden und Familie entstand das Werk »Widerstand und Ergebung«. Folgende Worte schrieb Dietrich Bonhoeffer Monate vor seinem Tod:

Von guten Mächten treu und still umgeben

behütet und getröstet wunderbar, -

(…) Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen das Heil, für das Du uns geschaffen hast.

(…) dann woll'n wir des Vergangenen gedenken,

und dann gehört Dir unser Leben ganz.

Auch sein Tod am 9. April 1945 wegen Landes- und Hochverrats im KZ Flossenbürg ändert nichts an seinem literarischen und theologischen Erbe.

Dietrich Bonhoeffer - heute

Dietrich Bonhoeffer war eine wahrlich beeindruckende Persönlichkeit und inspirierte mit seinen zahlreichen Schriften viele Menschen. Tröstliche Gedanken, unerschütterlicher Glaube und warmherzige Mitmenschlichkeit: All das verbinden die Menschen mit ihm. So schenken seine ermutigenden Worte wieder neue Kraft und Zuversicht. Kein Wunder, dass seine Zitate da auch in christlichen Kalendern immer wieder gerne genommen werden - wie auch im alljährlichen Dietrich-Bonhoeffer-Tageskalender von Vivat!. Welche Zitate Sie dort erwarten, können Sie hier nachlesen. Sie wollen die Impulse des großen Theologen lieber wöchentlich genießen? Dann finden Sie hier eine Wochenausgabe.


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