Lächelnder Frère Roger im fortgeschrittenen Alter und weißem Gewand.

Die Gemeinschaft von Taizé

Die ökumenische Brüdergemeinde in Frankreich

Bei der Communauté de Taizé, zu Deutsch »Gemeinschaft von Taizé«, handelt es sich um einen internationalen ökumenischen Männerorden in Taizé, Frankreich.

Zu den Mitgliedern der Gemeinschaft gehören aktuell rund 100 Christen verschiedener Nationalitäten und Konfessionen. Ins Leben gerufen wurde die Communauté de Taizé von Frère Roger im Jahre 1942.

Roger Schutz - Gründer der Gemeinschaft

Frère Roger, gebürtig Roger Louis Schutz-Marsauche (* 12. Mai 1915 in Provence, Schweiz, † 16. August 2005 in Taizé, Frankreich) war Gründer sowie erster Prior der Communauté de Taizé.

Schon in seiner Jugend war Schutz davon überzeugt, dass eine lebendige Gemeinschaft ein Zeichen von Versöhnung sein kann. Diese Überzeugung führte schließlich zur Gründung der Communauté, deren Grundsatz die ungeteilte christliche Kirche ist.

Die Anfänge der Communauté

Roger Schutz stammte aus einer evangelischen Großfamilie aus der Schweiz. In den Jahren 1936 bis 1943 studierte er evangelische Theologie in Lausanne und Straßburg.

Noch während seines Studiums, im Jahre 1940, entschied sich Schutz die Schweiz vorerst zu verlassen. Er wollte eine Gemeinschaft gründen, die sich für Menschen in Not engagiert. Inspiration für diese Lebenseinstellung war zum einen sein jahrelanger Kampf gegen Lungentuberkulose, zum anderen seine Großmutter, die sich während des ersten Weltkriegs um Kriegsflüchtlinge kümmerte.

Schutz erwarb ein bescheidenes Haus im kleinen, von Armut gezeichneten Dorf Taizé. Da das Dorf nah an der Demarkationslinie lag, die Frankreich in Norden und Süden teilte, bot es sich als Ort zur Unterstützung von Kriegsflüchtlingen an. Er nahm sie bei sich auf und bot ihnen Schutz, versteckte unter anderem Juden und Oppositionelle, die vor den Nationalsozialisten im Norden Frankreichs nach Süden flohen.

Im Jahre 1944 besetzte die Gestapo das Haus und verhaftete alle Bewohner. Schutz, der sich zu der Zeit in Genf aufhielt, verweilte dort bis zum Ende des Krieges und beendete in der Zwischenzeit sein Theologiestudium. Während der Zeit in Genf bildeten sich bereits Ansätze einer Gemeinschaft, bestehend aus Roger und drei seiner Freunde, die ihre Wohnung hilfebedürftigen Menschen zur Verfügung stellten.

Im Juli 1944 wurde Roger Schutz durch die evangelisch-reformierte Kirche des Kantons Neuenburg ordiniert, erhielt aber keine Pfarrstelle, sondern war für den missionarischen Dienst außerhalb der Gemeinde zuständig.

Im Herbst desselben Jahres konnte Schutz samt der drei Freunde zurück nach Taizé reisen und kümmerte sich dort um Kriegswaisen. Die Freunde mieteten ein weiteres Haus an, das als Heim für die Waisenkinder diente, deren Pflege Schutz’ Schwester Geneviève übernahm. Aus diesem Zusammenleben ging allmählich die Communauté de Taizé hervor.

Am 17. April 1949 legten die ersten sieben Brüder aus dem Helferkreis von Roger Schutz das erste Ordensgelübde, die sogenannte Profess, ab. Bei ihnen handelte es sich ausschließlich um evangelische Mitglieder, an Ostern 1969 folgte jedoch der erste katholische Bruder.

Die Gemeinschaft von Taizé heute

Heutzutage umfasst die Communauté de Taizé um die 100 Brüder, Katholiken wie Protestanten, aus über 55 Ländern. Durch die Existenz der Gemeinschaft selbst ist die Communauté ein Zeichen der Versöhnung unter gespaltenen Christen und getrennten Völkern. Neben der Gemeinschaft in Taizé existieren auch kleinere Fraternitäten in benachteiligten Orten in Asien, Afrika und Südamerika.

Die Communauté de Taizé nimmt weder Spenden an noch behalten die Brüder persönliche Erbschaften. Letztere geben sie durch die Communauté an Bedürftige. Für ihren eigenen Lebensunterhalt nutzen die Brüder nur den Erlös ihrer Arbeit.

Neben den regelmäßig stattfindenden Jugendtreffen besucht eine Vielzahl von Menschen jährlich das kleine Dorf Taizé. Darunter auch Kirchenverantwortliche wie der Papst, Bischöfe sowie Priester und Pastoren aus aller Welt.

Jugendtreffen in Taizé

Da der Orden in den 1960er Jahren auch zunehmend von Jugendlichen besucht wurde, kam es einige Jahre später zur Einführung von Jugendtreffen, die mittlerweile wöchentlich stattfinden. 1966 versammelten sich in Taizé rund 1400 Teilnehmer aus 30 Ländern zum ersten Jugendtreffen.

Die jungen Menschen haben in Taizé die Möglichkeit sich in Gruppen über biblische und spirituelle Themen auszutauschen. Sie leben eine Woche lang in einer Gemeinschaft, bekommen gegen ein geringes Entgelt einfache Unterkünfte und Verpflegung. Der Aufenthalt in Taizé besteht aus gemeinsamen Gottesdiensten, Beschäftigung mit Bibeltexten oder Auszügen aus dem »Brief aus Taizé« sowie Workshops und freien Diskussionen. Aktuell beherbergt die Communauté de Taizé jede Woche mehrere tausend Jugendliche.

Gesänge aus Taizé

Die meditativen Gesänge der Communauté de Taizé sind weltweit bekannt. Die Lieder sind meist einstrophig, kurz und werden in vielfacher Wiederholung gesungen. Für viele Gesänge gibt es zudem instrumentale Begleitstimmen.

Eine Vielzahl der Gesänge wurden in das katholische Gesangbuch »Gotteslob« aufgenommen, aber auch das evangelische Gesangbuch verfügt über Lieder und zum Teil auch Liturgien mit Gebeten aus Taizé. Das gleiche gilt für die Gesangbücher der evangelisch-reformierten Kirchen der deutschsprachigen Schweiz sowie der evangelisch-methodischen Kirche. Die Gesänge kommen in Gottesdiensten christlicher Gemeinden in Deutschland, Österreich und der Schweiz vor.

Die Gesangtexte aus Taizé basieren meist auf einer Bibelstelle, oft aus Psalmen oder den Evangelien. In den letzten Jahren gab es auch vermehrt Liedtexte, deren Kernaussage auf Zitaten oder Gebeten großer Theologen basiert. Inhaltlich gibt es verschiedene Bezüge, so beispielsweise die Liebe Gottes, der Friede Gottes/Jesu oder die Freude an Gott.

Die Lieder sind auf Latein, aber auch in den verschiedensten europäischen sowie fernöstlichen Sprachen und Arabisch verfasst.

Mittlerweile existiert auch eine große Auswahl an Tonträgern mit den Gesängen aus Taizé, wovon die meisten CDs in der Kirche der Versöhnung in Taizé produziert werden.

Prioren der Communauté

Vorsteher des Ordens, sogenannte Prioren, gab es in der Communauté de Taizé bis dato zwei. Zum einen den Gründer der Brüderschaft, Frère Roger, der von 1949 bis zu seiner Ermordung 2005 aktiver Prior war, und zum anderen sein Nachfolger Frère Alois, der 2005 das Amt übernahm.

Wichtige Entscheidungen trifft der Prior in Absprache mit dem Brüderrat, der sich jährlich versammelt und dem alle Brüder der Communauté angehören.

Frère Roger lehnte den Titel »Prior« innerhalb der Gemeinschaft immer wieder ab, da er seiner Meinung nach lediglich ein Dienstamt beschreibe. Frère Roger selbst bezeichnete sich stets als Diener der Gemeinschaft.

Die Ordenstracht der Brüder von Taizé

Die Ordensbrüder der Communauté de Taizé tragen einen weißen Habit. Er wird von den Brüdern üblicherweise nur zu den drei täglichen Gebeten getragen und gelegentlich vom Prior bei öffentlichen Auftritten.

Der Habit besitzt eine Kukulle, also ein bodenlanges Übergewand mit sehr weiten Ärmeln. Ein Zingulum zum Binden des Gewands und eine Tunika gehören nicht zu der Ausstattung der Ordenstracht.

Das Taizé-Kreuz

Das Taizé-Kreuz vereint zwei bekannte christliche Symbole: das Kreuz und die Taube. Das Kreuz steht für Tod und Auferstehung Jesu sowie die Hoffnung der Gläubigen auf das ewige Leben. Die Taube hingegen gilt als Symbol des Friedens und steht zugleich für den Heiligen Geist.

Die Kreuze werden von den Brüdern der Gemeinschaft hergestellt und in der »Exposition« verkauft. Es gibt sie in zwei Größen und vielen verschiedenen Farben.

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