Acht gebackene Martingänse in einem Korb. Daneben eine Holzlaterne mit brennender Kerze.

Bräuche zum Martinstag: Laternen, Gänse und Feuer

Traditionen am 11. November

Zum Martinstag (auch Martini) gibt es zahlreiche Bräuche, die auch heute noch in vielen Gegenden gepflegt werden. Vor allem Kinder haben ihre Freude am Laternelaufen, Martinslieder singen und dem leckeren Martinsgebäck.

Dabei werden gleichzeitig auch die Werte vermittelt, für die der heilige Martin steht: Mitgefühl, Solidarität, Mut, Teilen und Hilfsbereitschaft.

 

Hier erfahren Sie mehr über die verschiedenen Traditionen zum Martinsfest.

Laternenumzüge

Ein weitverbreiteter Brauch zum Martinsfest sind die Laternenumzüge oder Martinsumzüge. Die Laternenfeste werden meist von Kindergärten, Grundschulen oder Kirchengemeinden organisiert. Bei Einbruch der Dunkelheit ziehen die Kinder mit Lampions durch die Straßen und singen Martinslieder.

Für den Brauch der Laternen gibt es verschiedene Erklärungen:

  • So ist überliefert, dass der Leichnam Martins in einer großen Lichterprozession nach Tours überführt worden sein soll. Als Erinnerung daran wurden später am Gedenktag des Heiligen Lichter und Laternen angezündet.
  • Der theologische Erklärungsansatz für den Laternenbrauch bezieht sich auf die frühere Leseordnung für den 11. November. Das Evangelium vom Licht unter dem Scheffel (Lk 11,33) besagt, dass der Glaube nicht versteckt, sondern wie ein helles Licht in die Welt getragen werden soll.
  • Außerdem war es bis in die Neuzeit üblich, dass Kinder aus Rüben und Kürbissen Laternen schnitzten, Kerzen hineinstellten, damit umherzogen und um Süßigkeiten oder Gebäck bettelten.

Die heutige Form der Martinsumzüge mit Laternen hat sich Ende des 19. Jahrhunderts im Rheinland entwickelt. Damals entstanden in vielen Städten und Dörfern Sankt Martins-Vereine, die geordnete Laternenumzüge organisierten. Das Martinsspiel mit der Darstellung der Mantelteilung wurde zum zentralen Element des Martinsfestes. Zum Abschluss des Martinszugs werden Tüten mit Süßigkeiten und Gebäck wie Weckmänner oder Martinsgänse an die Kinder verteilt.

Vom Rheinland aus hat sich diese Gestaltung des Sankt-Martins-Tags in ganz Deutschland verbreitet. Auch in Österreich und der Schweiz sind Laternenumzüge am Martinstag ein beliebter Brauch.

Martinsspiel

Höhepunkt des Martinsfests ist oft ein Martinsspiel, bei dem die Legende der Mantelteilung nachgespielt wird:

Mitten im kalten Winter begegnete der junge römische Soldat Martin einem Bettler, der in der Kälte schrecklich fror. Um den armen Mann vor dem Erfrieren zu retten, teilte Martin seinen Mantel in zwei Hälften und gab eine davon dem Bettler. In der Nacht erschien ihm Jesus im Traum, der sich als der Bettler zu erkennen gab und Martin für seine selbstlose Tat bedankte.

Besonders spannend ist das Martinsspiel, wenn Sankt Martin auf einem echten Pferd angeritten kommt und mit dem Bettler seinen Mantel teilt.

Martinssingen

Das Martinssingen ist ein Brauch, der vor allem in katholischen Regionen wie dem Rheinland oder dem Bergischen Land gepflegt wird. Dabei ziehen Kinder mit Laternen von Haus zu Haus und singen traditionelle Martinslieder. Zum Dank erhalten sie Süßigkeiten, Gebäck oder Obst.

Die Tradition des Martinssingen geht aus einem sogenannten Heischebrauch hervor. Mit dem 11. November endete das bäuerliche Wirtschaftsjahr. Arbeiter und Angestellte wurden am 10. November aus dem Dienst entlassen und mussten ohne Verdienst über den Winter kommen. Um ihren Eltern zu helfen, zogen die Kinder von Hof zu Hof, sangen Martinslieder und baten um Vorräte für den Winter.

Martinisingen

Nicht zu verwechseln mit dem Martinssingen ist das Martinisingen, das in den lutherisch geprägten Gebieten Norddeutschlands Tradition hat. Das Martinisingen findet am 10. November, dem Geburtstag von Martin Luther, statt. Beim Martinisingen ziehen Kinder mit Laternen durch die Straßen und singen Lieder zu Ehren Martin Luthers. Belohnt werden sie mit Süßigkeiten und Obst.

Martinslieder

Der Klassiker unter den Martinsliedern ist das Volkslied »Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind« aus dem 19. Jahrhundert. Meist werden nur die ersten vier Strophen gesungen, die die Geschichte der Mantelteilung erzählen.

Beim Laternenumzug darf auch das Lied »Ich geh mit meiner Laterne« nicht fehlen. Dieses Lied nimmt in jeder Strophe Bezug auf das Brauchtum zum Martinstag mit Laternen, Martinsspiel mit Reiter, Liedern und Martinsgebäck.

Und auch die Lieder »Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne« und »Durch die Straßen auf und nieder« haben schon Generationen von Kindern beim Martinsumzug gesungen.

Einige Bräuche zum Martinsfest sind nicht direkt mit dem Heiligen oder der Legende der Mantelteilung verbunden, sie haben ihren Ursprung im Datum selbst. Der Martinitag wird nicht – wie ansonsten üblich – am Todestag des Heiligen gefeiert. Martin von Tours starb am 8. November 397, am 11. November wurde er beigesetzt.

Der 11. November war seit jeher ein wichtiges Datum im Bauernjahr. An diesem Tag endete das landwirtschaftliche Wirtschaftsjahr, Zinsen und Pachtschulden wurden beglichen, Knechten und Mägden wurde der Lohn ausbezahlt. Traditionell wurde an diesem Tag auch ausgelassen gefeiert, es fanden Jahrmärkte und Schlachtfeste statt und man ließ es sich nochmal richtig gut gehen. Denn unmittelbar nach dem 11. November begann die strenge 40-tägige Fastenzeit vor Weihnachten.

Daraus entstanden einige Traditionen, die bis in die Gegenwart gepflegt werden.

Martinsgans

Neben den Laternenumzügen ist das Martinsgans-Essen wohl die bekannteste Tradition zum Martinstag.

Der Legende nach sollte Martin zum Bischof von Tours ernannt werden, doch er wollte dieses Amt nicht annehmen und versteckte sich in einem Gänsestall. Aber die Gänse schnatterten so laut, dass er schnell entdeckt und schließlich doch zum Bischof von Tours geweiht wurde.

Die Legende von den verräterischen Gänsen diente früher als Erklärung für den traditionellen Gänsebraten. Der Ursprung liegt jedoch in der bäuerlichen Tradition.

Am 11. 11., dem traditionellen Zinstag, wurden die Schulden oft in Naturalien beglichen. Dazu gehörten auch Gänse, die zu dieser Zeit schlachtreif waren. Daher bot es sich an, die Gänse an diesem Tag bei einem Festessen zu verspeisen. So mussten die Tiere nicht durch den Winter gebracht werden und man konnte sich vor der strengen Fastenzeit noch einmal richtig satt essen. Heute wird die Martinsgans traditionell mit Rotkohl und Klößen zubereitet.

Martinsfeuer

Oftmals wird am Ende des Laternenumzugs noch ein großes Martinsfeuer entzündet, in dessen Schein Lieder gesungen und Gebäck geteilt werden.

Das Martinsfeuer symbolisiert die gute Tat Martins und seinen Glauben, der hell wie ein Licht in der Dunkelheit scheint. Wie beim Laternenumzug auch, liegt der Ursprung des Feuers im Gleichnis vom Licht unter dem Scheffel im Lukas-Evangelium (Lk 11,33).

Zudem war es in früheren Jahrhunderten Brauch, große Feuer auf den abgeernteten Feldern zu entzünden, um symbolisch den Sommer zu verabschieden und die eingefahrene Ernte zu feiern.

Martinsgebäck

Zum Martinstag darf auf keinen Fall leckeres Gebäck fehlen. Auch das Martinsgebäck geht auf die frühere vorweihnachtliche Fastenzeit zurück. Vor dem Beginn der Bußzeit mussten möglichst alle Lebensmittel, die sich nicht als haltbare Vorräte eigneten und in der Fastenzeit verboten waren, verbraucht werden.

In vielen Regionen in Nord- und Westdeutschland werden sogenannte Weckmänner oder Stutenkerle gebacken. Dabei wird ein Männchen aus Hefeteig geformt und mit Rosinen verziert, häufig wird noch eine Pfeife aus Ton eingesteckt. Die Figur stellt je nach Region den heiligen Martin oder Bischof Nikolaus dar.

Einfach und schnell lassen sich süße Martinsgänse aus Mürbeteig, Quark-Öl-Teig oder Hefeteig herstellen. Die Kekse können dann z. B. beim Martinsumzug geteilt werden.

Ebenfalls zum Teilen laden Martinsbrötchen aus süßem Hefeteig ein. Nachdem der Teig gegangen ist, setzt man immer zwei Brötchen dicht aneinander auf das Backblech. Diese backen dann zusammen und können später von den Kindern geteilt werden.

Bauernregeln

Der Sankt-Martins-Tag gehört seit jeher zu den wichtigen Tagen im Bauernjahr. Nach dem Volksglauben haben die sogenannten Lostage eine große Bedeutung für das Wetter in den folgenden Wochen, für die Aussaat oder die Ernte.

Hier finden Sie die bekanntesten Bauernweisheiten für St. Martin:

  • Hat Martini einen weißen Bart, wird der Winter lang und hart.
  • Sankt Martin kommt nach alten Sitten gern auf 'nem Schlitten angeritten.
  • Sankt Martin Sonnenschein, tritt ein kalter Winter ein.
  • Wenn die Martinsgänse auf dem Eise geh’n, muss das Christkind im Schmutze steh’n.
  • Ist Martini klar und rein, bricht der Winter bald herein.
  • Wenn um Martini Regen fällt, ist’s um den Weizen schlecht bestellt.

Spendenaktionen

Spendenaktionen zum Martinstag sind eine relativ neue Tradition und eine schöne Gelegenheit, den Kindern die Bedeutung von Nächstenliebe, Teilen und Helfen anschaulich zu vermitteln.

Oftmals werden beim Laternenfest Spenden für christliche Hilfswerke, gemeinnützige Organisationen oder Hilfsprojekte für Kinder gesammelt. Viele Kirchengemeinden rufen zum Martinstag auch zu Kleiderspenden auf, die bedürftigen Menschen zugutekommen.

Besonders lebendig werden die Werte des heiligen Martin bei den sogenannten Weihnachtspäckchen-Aktionen: Dabei werden Weihnachtspäckchen für sozial benachteiligte Kinder aus Ost- oder Südosteuropa gepackt. Ein Schuhkarton wird mit Spielzeug, Süßigkeiten, Schulmaterial, Kleidung und Hygieneartikeln gefüllt, hübsch als Weihnachtsgeschenk verpackt und am Martinstag in der Schule oder an anderen Sammelstellen abgegeben. Die Päckchen werden dann an ihren Bestimmungsort gebracht und direkt den Kindern überreicht.

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Quellen