Das Abendgebet
Entstehung - Bedeutung - Aufbau
Als Vesper wird in den christlichen Kirchen das Abendlob bezeichnet, welches im Stundengebet gebetet bzw. gesungen wird.
Entstehung und Bedeutung
Unter der »Vesper« (vom Lateinischen »vespera«: Abend) wird das kirchliche Abendlob verstanden. Die Vesper ist jenes Gebet, das nach Abschluss der Arbeit des Tages verrichtet wird.
Als Abendgebet ist sie sowohl in der katholischen Kirche, der altkatholischen, der anglikanischen und der evangelisch-lutherischen Kirchen bekannt. In der katholischen Kirche bildet die Vesper einen Teil des Stundengebets, zu dessen Verrichtung alle Klerikern verpflichtet sind. Auch wird die Vesper von vielen Laien gebetet. Sie gehört zu den großen Horen (auch Abendhore genannt) und wird hierbei als einer der beiden Angelpunkte der Tagzeitenliturgie gesehen (neben der Laudes als Morgenlob).
Das mehrmalige Beten am Tag, als Vorstufe zum heutigen Stundengebet, kam bereits bei den ersten Christen auf, die sich an jüdischen Tradition orientierten. Im Judentum wurde sieben- beziehungsweise dreimal am Tag gebetet und schon dort wurde dem Abendgebet (Maariw) eine wichtige Rolle beigemessen. Von den Juden übernahmen die Christen außerdem den Brauch bei solchen Gebetszeiten Psalmen zu beten und weiteten diesen weiter aus. Dazu wurden dann entsprechend passende Psalmen gewählt.
Aufbau der Vesper (Abendgebet)
- Einzug
- Eröffnung
V: O Gott, komm mir zu Hilfe.
R: Herr, eile mir zu helfen.
Ehre sei dem Vater ... (Gloria Patri) - Hymnus
- 2 Psalmen und 1 Canticum (jeweils eingerahmt von einer Antiphon; Psalmen und Canticum enden jeweils mit dem Gloria Patri)
- Lesung und Responsorium
- Homilie (fakultativ)
- Magnificat (von Antiphon umrahmt)
- Fürbitten
- Vater unser
- Schlussoration
- Entlassung: Wird die Vesper von einem Priester oder ein Diakon geleitet, so erteilen diese den Schlusssegen. Sofern ein Laie der Feier vorsteht oder als Einzelner betet, so lautet die Schlussformel wie folgt:
V: Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
R: Amen. - Auszug
Brauchtum und Tradition in der Liturgie
Ihren festen Platz in der Liturgie hat die Vesper im Stundengebet der Kirchen. Im klösterlichen Stundengebet (Offizium) der Benediktiner wurde die Vesper am frühen Abend um 18.00 Uhr angesetzt (Regel des hl. Benedikt). Zudem gilt sie als die letzte Hore des Tages. Häufig wird am Ende der Vesper die der Zeit im Kirchenjahr entsprechende Marianische Antiphon angefügt, welche normalerweise die Komplet beschließt. In früherer Zeit waren fünf Psalmen vorgesehen, was sich auch heute noch im Stundengebet mancher kontemplativer Orden (bspw. Benediktiner, Kartäuser) erhalten so hat.
Auch die anglikanische sowie die lutherische Kirche kennen die Vesper als Abendgebet und haben sie weiterentwickelt. In den Kirchen des byzantinischen Ritus wird die Vesper besonder vor den großen Festen feierlich mit der ganzen Gemeinde vollzogen und wird in den Klöstern ebenso wie in der katholischen Kirche auch dort täglich gebetet. Vom Aufbau her unterscheidet sie sich von der Westkirche.
Quellen
- www.kath.de
- www.kathpedia.de
- www.stundenbuch-online.de
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