Weihrauch im Gottesdienst
Herkunft – Bedeutung – Verwendung
Wie kam der Weihrauch ins Christentum und welche Bedeutung hatte er für den liturgischen Vollzug im Gottesdienst?
Wie kam der Weihrauch ins Christentum?
Aufgrund der wichtigen Bedeutung des Weihrauchs als Opfermittel im römischen Kaiserkult lehnte das Frühchristentum den Weihrauch zunächst ab. Erst als Kaiser Konstantin das Christentum zur Staatsreligion erhob und Priester sowie Bischöfe in den Rang römischer Beamten aufrückten, bekam auch der Weihrauch eine Bedeutung für die Christen.
So war es nach altem römischen Brauch üblich, beim Einzug des Bischofs einen Leuchterträger und Weihrauchfassträger vorauszuschicken (als Statussymbol für den römischen Beamten).
Das Eindringen von Weihrauchriten in den Gottesdienst der Westkirche ist vorallem der gallikanischen Liturgie zu verdanken. Diese gallischen Formen der westlichen Liturgie waren wiederum sehr stark von jener Liturgie aus Konstantinopel her beeinflusst.
Das Weihrauch-Ritual im Gottesdienst
Katholisch
In der Liturgie der katholischen Kirche findet der Weihrauch vor allem in der sonntäglichen Messfeier, im Stundengebet (besonders in Laudes und Vesper) sowie in der eucharistischen Anbetung (bei Prozessionen und Andachten) Verwendung. Hierbei werden die eucharistischen Gaben, alle Christussymbole (Altar, Evangeliar, Priester, Altarkreuz, Osterkerze, Weihnachtskrippe und die Gläubigen) mit einem Weihrauchfass beweihräuchert (inzensiert).
Zudem werden bei der Begräbnisfeier sowohl der Sarg als auch das offene Grab mit dem Sarg darin inzensiert. Seinen symbolischen Schwerpunkt hat Weihrauch in der katholischen Kirche im Hinblick auf Reinigung, Verehrung, Gebet bzw. als ein Zeichen der Gegenwart Gottes. Hinzu kommt die Verdeutlichung der Geist-Leib-Seele-Einheit des Menschen, denn der Gottesdienst wird als ein Gottesdienst für alle Sinne (auch Auge und Geruch) verstanden.
Evangelisch
Die evangelisch-lutherische Kirche kennt den Gebrauch von Weihrauch als eine unverbindliche Zeremonie zu den Adiaphora, welche während der Aufklärung zurückgedrängt wurde und im 19. Jahrhundert zwischenzeitlich fast völlig verschwand. Aber in den letzten Jahren findet der Weihrauch als Zeichen des Gebetes in Rückgriff auf Psalm 141 wieder zunehmend Verwendung.
Orthodox
Die orthodoxe Liturgie (bspw. byzantinischer Ritus oder altorientalischer Ritus) verwendet den Weihrauch als Duft des Himmels. So ist nach alter orientalischer Vorstellung die Gottesbegegnung immer auch mit einem Dufterlebnis verbunden.
Mehr Informationen zum Weihrauch und den Weihrauch-Ritualen gibt es im Weihrauch-Ratgeber (PDF | ePub).
Quellen
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