Alles zum Gottesdienst der Fastenzeit
Hintergründe zu Liturgie und Brauchtum
Wie heißen die sechs Sonntage der Fastenzeit und was ist das Besondere an den Fastengottesdiensten?
Dauer der Fastenzeit
Mit dem Aschermittwoch beginnt die sogenannte österliche Bußzeit, die 40 Tage der Vorbereitung auf das höchste Fest des Christentums. Die Sonntage, die in dieser Zeit liegen, zählen allerdings nicht zur Fastenzeit, da sie an die Auferstehung Jesu erinnern.
Vor der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils dauert die Fastenzeit sogar 70 Tage. Vor der eigentlichen Fastenzeit gab es die »Vorfastenzeit« als zusätzliche Zeit der Vorbereitung auf Ostern.
In der evangelischen Kirche werden die Sonntage, die nach dem Ende der Weihnachtszeit am 2. Februar und vor Aschermittwoch liegen, als Vorpassionszeit bezeichnet.
Die Farbe Violett
Die liturgische Farbe (Paramente etc.) für die Fastenzeit ist Violett als Farbe der Trauer und Buße. Die einzige Ausnahme bildet der 4. Sonntag (Laetare) in der Fastenzeit. An jenem Sonntag findet als Vorfreude auf das nahende Osterfest die hellere Farbe Rosa Verwendung (Weiß ist die österliche Farbe). Die Herkunft der unterschiedlichen liturgischen Farben liegt in der antiken Alltagskleidung begründet.
Ab dem 8./9. Jahrhundert begann man, diese Farben dann bestimmten Festen zuzuordnen, wobei das Violett ab dem 12. Jahrhundert bei etlichen Anlässen allmählich das Schwarz als Farbe der Buße verdrängte.
Ursprünglich wurde das Violett aus dem Sekret der Purpurschnecke gewonnen und war zunächst wie das Purpurrot wegen der teuren Herstellung eine heilige, königliche bzw. göttliche Farbe und somit den Amts- und Würdenträgern vorbehalten. Eben diese ursprüngliche Bedeutung zeigt sich auch heute noch im Violett der Bischöfe, indem es auf den hohen geistlichen Stand verweist.
Die dunkle Mischfarbe Violett symbolisiert den Übergang und Verwandlung. Es ist die Farbe der Buße und der Vorbereitung auf hohe Feste.
Die Sonntage der Fastenzeit im Überblick
Die Fastenzeit umfasst sechs Sonntage, fünf Fastensonntage und den Palmsonntag. Die Bezeichnung der Fastensonntage leitet sich vom ersten Wort des Introitus, dem Eröffnungsvers der heiligen Messe, ab.
In der katholischen Kirche sind die lateinischen Namen, mit Ausnahme des Fastensonntags »Laetare«, nicht mehr gebräuchlich. Die evangelischen Kirchen verwenden die lateinischen Bezeichnungen auch heute noch.
Bezeichnung | Introitus | Psalm |
---|---|---|
1. Fastensonntag / Invocabit | Invocabit me, et ego exaudiam eum | Ruft er zu mir, gebe ich ihm Antwort. (Ps 91,15 EU) |
2. Fastensonntag / Reminiscere | Reminiscere miserationum tuarum | Gedenke deines Erbarmens, HERR (Ps 25,6 EU) |
3. Fastensonntag / Oculi | Oculi mei semper ad Dominum | Meine Augen schauen stets auf den HERRN (Ps 25,15 EU) |
4. Fastensonntag / Laetare | Laetare, Jerusalem | Freut euch mit Jerusalem (Jes 66,10 EU) |
5. Fastensonntag / Judica | Judica me, Deus | Verschaff mir Recht, Gott (Ps 43,1 EU) |
Palmsonntag / Palmarum | Hosanna-Ruf | Hosanna dem Sohn Davids! (Mt 21,9 EU) |
Besonderheiten der Gottesdienste in der Fastenzeit
Liturgie
In den Gottesdiensten wird weder vom Gloria noch vom Halleluja-Ruf Gebrauch gemacht. Meist werden auch die Glocken nicht in vollem Umfang geläutet. Im Kirchenraum wird auf sämtlichen Blumenschmuck verzichtet. Nur am 4. Fastensonntag (Laetare) wird die Kirche mit Blumen geschmückt.
Kreuzverhüllung
Am 5. Fastensonntag, dem Passionssonntag, werden üblicherweise alle Kreuze in der Kirche verhüllt.
Fastenpredigten
Fastenpredigten sind seit dem Konzil von Trient (1545) vorgeschrieben, werden heute meist an den Sonntagen gehalten. Sie werden in der Regel in einen thematischen Rahmen gestellt und zielen auf eine Vertiefung des religiösen, theologischen und moralischen Wissens. Für die Predigten werden oft Seelsorger aus anderen Gemeinden oder Ordenspriester eingeladen.
Hirtenbrief in der Fastenzeit
Die Bischöfe schreiben jeweils zur Fastenzeit einen eigenen Fastenhirtenbrief, der meist am 1. Fastensonntag verlesen wird. Es werden jeweils grundsätzliche Fragen des Glaubens aufgegriffen.
Im Unterschied zu den meisten anderen Hirtenbriefen handelt es sich nicht um einen Brief aller Bischöfe, sondern jeder Bischof verfasst für seine Diözese einen eigenen Brief.
Quellen
- www.katholisch.de
- www.symbolforschung.ch
- www.pg-noerdlingen.de
- Bieger, Eckhard: Das Kirchenjahr. Die Feste. Bedeutung, Entstehung, Brauchtum; Leipzig 2014, 41f.
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